Es folgt ein Auszug aus der Broschüre "Gehen bewegt die Stadt. Nutzen des Fußverkehrs für die urbane Entwicklung", von Angelika Schlansky, Roland Hasenstab und Bernd Herzog-Schlagk, Fachverband Fußverkehr Deutschland (Hrsg.), Berlin, 2004, die Sie in unserem Online-Shop in der Rubrik Broschüren > Fußverkehr - Allgemein bestellen können.

Einleitung

Welchen Nutzen hat der Fußverkehr für die Stadt, seine Bewohner, die dort Beschäftigten und seine Gäste?

Viele Städte versuchen derzeit, der Ausdehnung von Siedlungs- und Verkehrsflächen und der funktionalen Entmischung unter dem Postulat der Nachhaltigkeit und auch aus Gründen der Kostenminimierung entgegenzuwirken. Wenn wir dafür nach Lösungen suchen, sagt Frederic Vester, "können diese kaum aus dem Teilsystem Verkehr selbst kommen, sondern wohl nur aus einer Betrachtungsweise, die über den Verkehr hinausgehende Zusammenhänge einbezieht."

Wann immer es darum geht, die Gesamtverkehrsplanung und den Städtebau in einer Weise zusammenzubringen, die den sozialen, ökologischen und ökonomischen Belangen genügt, wird der Fußverkehr eine zentrale Rolle spielen. Gehen ist die umweltschonendste, energie- und raumsparendste Form der Fortbewegung. Sie kann staatliche, kommunale und auch private Haushalte enorm entlasten. Nahwege zu den umgebenden Siedlungen sind die wichtigste Erschließung für den örtlichen Einzelhandel und das Gewerbe. Im Verbund mit den öffentlichen Verkehrsmitteln bietet der Fußverkehr die Grundlage dafür, die notwendige Mobilität für die Zukunft zu sichern.

Die Ermutigung zum Gehen, die Bewegung im öffentlichen Raum trägt dazu bei, Menschen in die Gesellschaft zu integrieren, ein Gemeinschaftsgefühl zu erzeugen und damit auch das Bürgerengagement herauszufordern. Der Fußgänger stärkt seine Gesundheit und gewährleistet die Wohnlichkeit. Menschen, die das Gefühl haben, das Maß der gebauten Umwelt und der wirtschaftlichen Aktivitäten zu sein, leben gerne in ihrer Stadt.

In dieser Broschüre geht es um das Naheliegende: um das zu Fuß gehen in unseren Städten, um seine materielle wie soziale Bedeutung. Weil es heute nicht mehr so einfach ist, jenseits der unmittelbaren Zielorte überhaupt noch zu gehen, wird das eigentlich Selbstverständliche als besonderes Anliegen zur Diskussion gestellt.

Thesenartige Zusammenfassung:

Es lohnt sich in vielfältiger Weise, das Wissen um die Natürlichkeit und Leichtigkeit des Gehens wieder zu beleben. Erst die Menschen zu Fuß machen die Stadt zu einem Ort des Zusammenlebens.

Menschen zu Fuß erhöhen das Sicherheitsempfinden und damit auch in ganz entscheidender Weise das Wohlbefinden aller Menschen in der Stadt. Sie erhöhen aber auch objektiv die Sicherheit und vermindern das Verkehrsunfall-Risiko.

Eine engmaschine Vernetzung der Siedlungsgebiete durch Fußwege ist ein wesentlicher Hebel für einen ausgeglichenen Standard der Lebensqualität in den Quartieren und kommt allen Bevölkerungsgruppen zugute.

Der Aufenthalt von Kindern, Jugendlichen, Menschen mittleren Alters und älteren Menschen in den Straßen, also eine möglichst stadtgerechte Mischung, ist der beste Indikator für die Brauchbarkeit und die Entwicklung einer Stadt.

Das Gehen ist die natürlichste Fortbewegung. Nicht Gehen macht krank. Regelmäßiges Gehen steigert die Zufriedenheit und körperliche Gesundheit der Bürger. Durch die finanzielle Entlastung der Kommunen und Krankenkassen kann es letztlich auch dem Bürger Geld sparen helfen.

Einzelhandel und Fußverkehr bedingen sich gegenseitig. Gute Gehbedingungen beleben das Geschäft, die Anbindung an den öffentlichen Personennahverkehr erweitert den Kundenkreis.

Die Förderung des Fußgängerverkehrs trägt wesentlich dazu bei, Flächen zu sparen und den kommunalen Haushalt zu entlasten.

Gehen stützt den finanziell schwachen öffentlichen Personennahverkehr. Wenn mehr gegangen wird, sind auch Bus und Bahn besser ausgelastet und können effizienter und kostengünstiger betrieben werden.

Die Zunahme der zu Fuß gehenden Menschen bestätigt die Qualitätsverbesserung; nur in einer schönen und gepflegten Stadt sind die Menschen gerne zu Fuß unterwegs.

Es gibt keinen geeigneteren Wahrnehmungsschlüssel zur Verbesserung der Existenzbedingungen, als das Gehen. Menschen, die durch Land und Stadt gehen, können die Zusammenhänge erkennen und kreativ an deren Verbesserung arbeiten.

Weiterführende Literatur