Leitsysteme sind immer noch für einige Kommunen etwas für Wanderwege oder allenfalls für Touristen einsetzbar. Folgende Beiträge sollen ermuntern, sich mit diesem Thema intensiver auseinanderzusetzen:

Sogenannte Arbeitsstellen sind häufig nicht nur Störfälle im Wegenetz, sondern häufig auch kleine „Irrgärten“ im Straßenverkehr:

Bisher waren Stadtpläne in der Regel für Autofahrer/innen gedacht, jetzt gibt es sie auch für Zielgruppen, die zu Fuß unterwegs sind:

Hier geht es beispielhaft um Wegesysteme für den Alltags- und Freizeitverkehr:

Der Fachausschuss Verkehrszeichen, Leit- und Informationssysteme des FUSS e.V. ist der Ansicht, dass der Fußverkehr - mit einem Anteil von über 70 % aller zurückgelegten Wege die bedeutendste Fortbewegungsart in den Städten - einen Anspruch auf ein mindestens ebenso so gut aufgebautes Leit- und Informationssystem wie der Kraftfahrzeugverkehr besitzt. Fußgänger haben aufgrund der spezifischen Bedürfnisse und Eigenschaften des Fußverkehrs (z.B. Netzdichte, Quellen und Ziele, Entfernungsstrukturen, Wegewahl, etc.) und der sich stetig verändernden Strukturen der Städte ein nicht zu unterschätzendes Orientierungsbedürfnis. Neben städtebaulichen Orientierungsmerkmalen (z.B. Alleen, hohe Gebäude, etc.) sind eigenständige Leit- und Informationssysteme für den Fußverkehr notwendig.

Funktionen und Effekte von Leit- und Informationssystemen

Diese Systeme sollten aber nicht nur als einfache Orientierungshilfen angesehen werden, da von ihnen auch weitere positive Effekte erwartet werden können. Städte und Kommunen können mit Hilfe von Fußgängerleit- und Informationssystemen ihr Image verbessern. Auswärtige Besucher empfinden einen angenehmen Aufenthalt, wenn ihnen unnötige Umwege und ein damit oftmals verbundenes Unsicherheitsgefühl in der Orientierung erspart bleiben. Die Systeme dienen aber auch als Kommunikationsmedien, die die Besonderheiten einer Stadt darlegen. Diese Funktionen von Leit- und Informationssystemen vermitteln ein attraktives Vorstellungsbild von einer Stadt. Die Gäste werden ein positives Fremdimage Stadt mit nach Hause nehmen und dort als Multiplikatoren weiter verbreiten. Gleichfalls können die Leit- und Informationssysteme die Identifikation der Einwohner mit ihrer Stadt stärken. Mittels eines verbesserten Selbstimages treten die Einwohner als Repräsentanten ihrer Stadt auf und vermitteln als Träger von Sekundärquellen ein positives Bild der Stadt an Ortsfremde.

Der Einzelhandel profitiert indirekt davon, wenn sich Innenstadtbesucher durch ein attraktives Leit- und Informationssystem in einer Stadt gut geleitet fühlen. Zufriedene Gäste, die durch Vermeidung von Umwegen Zeit gewinnen, nutzen die gewonnene Zeit gerne für einen Einkauf oder eine Tasse Kaffee. Durch ein spezielles Hinweissystem kann der Einzelhandel aber auch direkt profitieren. Informationstafeln könnten das Angebot der verschiedenen Läden gebündelt darstellen und somit die innere Erreichbarkeit von Innenstädten erhöhen und der Bequemlichkeit von potentiellen Kunden dienen. Bei Einbindung weniger günstiger Geschäftslagen in das System, könnte die Konzentration auf wenige Hauptgeschäftsstraßen abgeschwächt und Randlagen aufgewertet werden. Konsequenz einer solchen Informationspolitik wäre eine attraktivere Stadt, die die Kaufkraft stärker an die Innenstadt bindet.

Eine Verhaltensänderung bei der Verkehrsmittelwahl kann durch die Vermittlung von Wissen und Werten sowie der Schaffung von Verhaltensangeboten, von Rückkoppelungsmöglichkeiten und von Handlungsanreizen beeinflusst werden. Leit- und Informationssysteme für Fußgänger können hierbei an mehreren Stellen einen Einfluss ausüben. Sie stellen für das zu Fuß gehen, aber auch für den öffentlichen Verkehr, eine permanente Werbung im öffentlichen Raum dar. Somit können sie als ein Erinnerungsfaktor für ein zuvor vermitteltes, umweltorientiertes Wissen zu Einstellungsänderungen führen. Ein Imagegewinn des Fußverkehrs führt eventuell auch zu einer Identifikation mit dem Gehen und schließlich zu einer Verhaltensänderung. Handlungsanreize können dadurch geboten werden, indem durch Entfernungsangaben vermittelt wird, welche Strecken in kurzer Zeit zu Fuß zurückgelegt werden können. Verzerrt wahrgenommene Zeitstrukturen, die oftmals Grundlage für die Wahl eines bestimmten Verkehrsmittels sind, werden korrigiert. Wegweiser sind Teil des Kommunikationsprozesses ‚Mensch – Objekt’. Sie vermitteln kaum bekannte und nicht wahrgenommene Netzzusammenhänge und weisen somit als ein Verhaltensangebot auf kurze und attraktive Wegeverbindungen hin. Diese Funktionen eines Leit- und Informationssystems für den Fußverkehr können durch zusätzliche Maßnahmen auch auf den öffentlichen Verkehr ausgerichtet werden. Dabei muss das Ziel sein, eine geschlossene Wegekette durch eine geschlossene Informationskette zu begleiten. Hierzu bedarf es Informationen auf dem Weg zur Haltestelle (Vortransport), an der Haltestelle und von der Haltestelle zum Ziel (Nachtransport). Wird dieser Service gewährleistet, dann stellen Leit- und Informationssysteme einen wichtigen Teil eines intermodalen Verkehrsmanagements dar.

Grundsätze eines Wegweisungssystems

Damit Fußgängerleit- und Informationssysteme ihre Wirkungen ausspielen können, bedarf es bei den Planungen aber allgemeiner Grundsätze, die eingehalten werden müssen. Folgende wichtige konzeptionelle Grundsätze sollten bei der Planung eines Leitsystems eingehalten werden: Die auszuweisenden Ziele sollten so gewählt werden, dass sie nicht nur Auswärtige (v.a. Touristen), sondern auch die eigene Bevölkerung ansprechen.

Die Bedürfnisse (mobilitäts)behinderter Menschen müssen berücksichtigt werden.

Ziele bestehen aus den Quellen und Zielen des Fußverkehrs. Insbesondere sind dies Haltestellen des öffentlichen Verkehrs, Einrichtungen mit besonderem öffentlichen Interesse, Einrichtungen des Gemeinwohls, Einrichtungen mit hohem Publikumsverkehr. Zudem sollten sie öffentlich zugänglich sein. Neben der Innenstadt bzw. Altstadt sollten (angrenzende) Stadtteile in den Planungsraum einbezogen werden.

Die Ziele müssen aufgelistet und hierarchisch geordnet werden, damit bei einer zu großen Konzentration von Zielen eine Auswahl und Reduktion erfolgen kann. Die Kontinuitätsregel muss eingehalten werden, d.h. ein einmal in die Wegweisung aufgenommenes Ziel muss bis zum Erreichen dieses Zieles in jeder folgenden Wegweisung wiederholt werden. Die Fußgänger müssen zum Ziel und wieder zurückgeführt werden. Die Leitsysteme müssen die Entfernung, möglichst in Minuten, angeben. Zur Pflege und Instandhaltung des Systems sollte ein Wegweisungskataster angefertigt werden. Nur so ist gewährleistet, dass die Wegweisung lückenlos benutzbar bleibt.

Bei der Gestaltung sollten folgende Grundsätze Berücksichtigung finden:

Die Wegweiser müssen die Richtung eindeutig weisen. Die Wegweiser müssen erkennbar sein und einen Wiedererkennungswert besitzen. Gegenüber dem städtischen Umfeld müssen sie einen guten Kontrast bilden und sich dennoch an das jeweilige Stadtbild anpassen. Leitsysteme sollten an ein Corporate Design angepasst sein. In einer Stadt sollten nicht verschiedene Leitsysteme nebeneinander existieren.

Die Kriterien der Lesbarkeit müssen an Bedürfnisse von Menschen mit einer Sehschwäche angepasst sein. Dies betrifft insbesondere Schrifttyp, Schriftgröße, Kontrast, Leuchtdichte und einen Mindestsehwinkel (abhängig von der Annäherungsmöglichkeit). Piktogramme sollten sparsam verwendet werden. Es sollten nur solche eingesetzt werden, die eindeutig und allgemein bekannt sind. Bei der Funktion dürfen aufgrund des Designs keine Abstriche erfolgen.

Bestandteile eines Wegweisungssystems

Grundsätzlich müsste der Aufbau eines Leit- und Informationssystems in ein Gesamtprogramm zum Fußverkehr integriert werden. Besonders wichtig ist die Planung und Ausführung eines Fußwegenetzes, das den Bedürfnissen und Anforderungen des Fußverkehrs gerecht wird. Ein attraktives und sicheres Fußwegenetz ist eine Voraussetzung für die ausgewiesenen Verbindungen der Ziele einer Wegweisung.

Eine der wichtigsten Maßnahmen bei der Planung eines Leitsystems besteht in einer weitreichenden Öffentlichkeitsarbeit. Bereits vor und während der Planungsphase muss immer wieder der Kontakt zur Öffentlichkeit gesucht werden. Eine zweiseitige Kommunikation sieht neben der Vermittlung des Nutzens von Fußgängerleitsystemen auch die Entgegennahme von Anregungen und kritischen Äußerungen vor.

Fazit

Leit- und Informationssysteme stellen ein vielseitiges Instrument der Fußverkehrsförderung dar. Bei einer entsprechenden Ausgestaltung erfüllen sie nicht nur die Funktion als Orientierungshilfe. Sie haben positive Effekte auf die städtische Wirtschaft und einen Einfluss auf die Verkehrsmittelwahl. Hierfür müssen einige Grundsätze eingehalten werden, die in einem Planungsleitfaden festgehalten werden sollten.

 

Dieser Beitrag von Arne Blase, Mitarbeiter im FUSS e.V. - Fachausschuss Leit- und Informationssysteme und im Büro für integrierte Stadt- und Verkehrsplanung BiS Bonn, erschien in der Dokumentation: Fußverkehr im Umweltverbund – 30 Beiträge vom 1. FUSS-Botschaftertreffen am 12.10.2001 in Berlin, FUSS e.V. (Hrsg.), Berlin 2002

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