Eine der obersten Prioritäten bei Überlegungen zur Verbesserung von Fuß-Wanderwegen muss es sein, ein Angebot von durchgehenden Routen zu schaffen, und zwar mit Anschluss an Haltestellen des öffentlichen Verkehrs oder in Verbindung mit Übernachtungsangeboten. Die mögliche Länge zum Beispiel einer Tageswanderung hängt natürlich sehr stark von der Kondition der Wanderer ab, aber auch von der Verweildauer bei Besichtigungen, an besonders schönen Orten, beim Essen usw.

Bei Eintages-Touren sind die An- und Abreisezeiten zu berücksichtigen. Wenn die Anreise mit der Bahn schon zwei Stunden dauert, wird der Tag kurz und wenn es schon Herbst ist, wird die mögliche reine Wanderzeit noch kürzer. Verschätzungen bei der Wahl der Wegelänge gehören sicher zu den Hauptproblemen beim Wandern. Nur wenige Menschen wissen von sich, wie viele Kilometer sie hintereinander laufen können und welche Gehgeschwindigkeit sie im Durchschnitt haben.

Für eine Gruppe Erwachsener mit An- und Abreisezeiten am gleichen Tag gilt in etwa Folgendes:

Ein Spaziergang mit einer Länge von

  • 4 Kilometern wird als eine Art Sonntags-Ausgeh-Unternehmung vor dem Kaffeetrinken bewertet.
  • Die Grenze zwischen einem längeren Spaziergang und einer als Wanderung empfundenen Unternehmung dürfte bei etwa 8 Kilometern Wegelänge liegen.
  • 12 Kilometer erlauben noch Aktivitäten (z.B. Baden) oder Besuche (z.B. Museum) auf dem Weg.
  • 16 Kilometer können für ungeübte Wanderer schon ganz schön anstrengend sein.
  • 20 Kilometer sind für die meisten Wanderer eine sehr ordentliche Leistung.
  • 24 Kilometer sollten sich nur jene vornehmen, die nicht zum ersten Mal wandern.

Eine Tagestour mit einer Länge von

  • 28 Kilometern ist für viele in etwa die Grenze, wo „der Spaß aufhört“.

In der Literatur taucht immer wieder auf, dass sportliche Wanderer bis zu

  • 50 Kilometer am Tag zurücklegen. Das mag sein, dürfte aber für die gößere Zahl von Wanderern im Flachland und in Mittelgebirgen nicht zutreffen.

Die Angaben beruhen, wie gesagt, auf der Annahme einer durchschnittlichen Geschwindigkeit von 4 km/h. Leistungsstärkere Wanderer können von 5 km/h ausgehen, durchtrainierte sogar von 6 km/h. Der Langsamkeit sind keine Grenzen gesetzt, wer aber am gleichen Tag nicht zurückreisen muss, sondern am Ziel übernachtet, kann durchaus eine längere Strecke zurücklegen, etwa 4 km mehr bei den oben angegebenen Streckenlängen.

  • Bei Strecken mit einer Länge von etwa 20 Kilometern oder mehr sollten Möglichkeiten für eine Unterbrechung mit einer Rückfahrt bestehen (Bahnhof, Haltestelle). Dies sollte auch auf der Informationstafel am Anfang des Wanderweges angegeben sein.
  • Damit sich die Anreise lohnt, sollte die Wanderung zeitlich mindestens doppelt so lang sein können wie die Zeit der An- und Abreise mit Bahn- und Bus aus dem Hauptquellgebiet. Ist das nicht zu gewährleisten, wird die Zielgruppe nach anderen Wanderwegen suchen oder auf andere Verkehrsmittel umsteigen wollen.

Hieraus kann auch abgeleitet werden, dass eine gute Erreichbarkeit von Wanderwegen mit öffentlichen Verkehrsmitteln ein wichtiges Qualitätsmerkmal ist. Vorbildhaft sind in diesem Zusammenhang Verkehrsunternehmen, die ihren Kunden Routenvorschläge in der Region mit konkreten An- und Abreisemöglichkeiten zur Verfügung stellen (z.B. Verkehrsverbund Rhein-Sieg).

 

Auszug aus der Veröffentlichung: Empfehlungen für Wanderwege im Flach- und Mittelland, Verfasser: Bernd Herzog-Schlagk, in Abstimmung mit dem FUSS e.V. Fachausschuss Wanderwege, wandern und spazierengehen. FUSS e.V., Berlin 2001

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