Pressemitteilung von FUSS e.V. - Fachverband Fußverkehr Deutschland vom 19. September 2006

Nur neun Bundesländer erfassen Schulwegverkehrsunfälle in der amtlichen Statistik

Im August und September hat wieder das neue Schuljahr begonnen. Zum Schulbeginn für die Erstklässler war auch in diesem Jahr der 22. September wieder Auftakt zur internationalen Kampagne "Zu Fuß zur Schule und zum Kindergarten - I walk to school". Der neue Lebensabschnitt ist sicher ein Grund zur Freude für die frischgebackenen Pennäler und ihre Eltern. Er ist aber auch Anlass über die Gefahren des Straßenverkehrs nachzudenken. Gut gemeinte Appelle an die Autofahrer zeigen oft nur wenige Wochen Wirkung. Umso wichtiger ist eine langfristige Strategie zur Verbesserung der Verkehrssicherheit auf Grundlage einer sorgfältigen Analyse des Unfallgeschehens. Nur "richtige" Daten erlauben allerdings eine realistische Einschätzung der Gefahrensituation.

Doch wer in neun der 16 Bundesländer Informationen zu den Schulwegverkehrsunfällen beim zuständigen Statistischen Landesamt erfragt, wird enttäuscht. FUSS e.V. -Sprecher Frank Biermann: "Das Merkmal 'Schulweg' taucht dort in den Unfallerhebungsbögen der Polizei überhaupt nicht auf." Recherchen des Fachverband Fußverkehr Deutschland FUSS e.V. ergaben, dass nicht einmal in diesen neun Bundesländern die Daten problemlos zur Verfügung stehen.

So macht Brandenburg die Datenaufbereitung von der Übernahme der Kosten abhängig, obwohl das Land mit der Verabschiedung eines Landes-Informationsfreiheitsgesetzes eigentlich Offenheit gegenüber Bürgern und Journalisten versprochen hat. In Hamburg werden die Daten zwar von der Polizei vor Ort erfasst, aber nicht - wie bei anderen Unfallmerkmalen üblich - auf Plausibilität geprüft und dann veröffentlicht.

Anders sieht es in unseren Nachbarländern Österreich und der Schweiz aus: Dort werden Schulwegverkehrsunfälle seit Jahren nicht nur von einigen Landes- und Kantonsbehörden, sondern von den Bundes-Statistikämtern erfasst und der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt.

FUSS e.V. -Sprecher Frank Biermann ist aber auch mit den Daten der auskunftsfreudigen Bundesländer in Deutschland nicht zufrieden: "Diese Angaben sind leider wenig aussagekräftig: Viel zu wenige der knapp 60.000 Verletzten bei Schulwegverkehrsunfällen pro Jahr in Deutschland werden nämlich von der amtlichen Statistik erfasst. Die Erfassungsquote reicht von 2% in Mecklenburg-Vorpommern bis 14% in Nordrhein-Westfalen."

Der Fachverband Fußverkehr weist darauf hin, dass der "Bundesverband der Unfallkassen" seit Jahrzehnten umfassende Daten zu den Schulwegverkehrsunfällen zur Verfügung stellt. Durch die Erfassung beim Unfallarzt, der den Kostenträger der Behandlung feststellt, erfaßen die Unfallkassen nahezu 100% aller Unfälle auf Schulwegen.

Die Unfallkassen-Daten erlauben z.B. einen Bundesländer-Vergleich des Risikos auf dem Schulweg im Straßenverkehr zu verunglücken. Besonders die "Flächen-Bundesländer" im Osten und Norden schneiden hier schlecht ab. Unter dem Bundesdurchschnitt von 34 Verletzten pro 10.000 Versicherte liegen neben Berlin und Bremen nur NRW, Hessen, Rheinland-Pfalz, das Saarland und Baden-Württemberg.

FUSS e.V. regt deshalb an:
  * In allen Bundesländern die seit Jahrzehnten bewährten Unfalldaten des Bundesverbandes der Unfallkassen in die amtliche Statistik zu übernehmen. Es ist durchaus sinnvoll, auch von einer nichtstaatlichen Stelle erhobene Daten in die amtliche Statistik aufzunehmen, wenn nur so die wahre Dimension eines Problems - wie hier der Schulwegverkehrsunfälle - erkennbar wird.  
  * Die Verkehrssicherheitsarbeit auf Schul- und anderen Wegen von Kindern und Jugendlichen in Land und Kommunen zu verstärken. Schritte dazu können die vermehrte Aufstellung von Schulwegplänen und die Teilnahme an der von FUSS e.V. in Zusammenarbeit mit vier Bundesminsterien seit vielen Jahren durchgeführten Kampagne "Zu Fuß zur Schule und zum Kindergarten" sein.
Tipps für Aktionen vor Ort und in den Schulen sowie Faltblätter, Broschüren und Plakate gibt es im Internet unter {www.zufusszurschule.de } Einen Leitfaden zur Erstellung von Schulwegplänen erhalten Sie unter {www.schulwegplaene.de }.

Weiterführende Informationen zu Schulwegverkehrsunfällen:
  * Infos zu Schulwegverkehrsunfällen bundesweit:
Bundesverband der Unfallkassen (BUK) 
  * Infos zu Schulwegverkehrsunfällen Bundesländer/regional:
Bundesverband der Unfallkassen, PDF-Download: {Sonderauswertung für den FUSS, August 2006 }  
  * Karte {Unfallrisiko auf Schulwegen in den Bundesländern }
  * Ansprechpartner beim BUK zur Unfall-Statistik: Herr Scherer, Tel. 089.622.72-137

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