Rezension aus dem Kritischen Literaturdienst Fußverkehr (Krit.Lit.Fuss), Ausgabe 26/2001
Flächenansprüche von Fußgängern stehen häufig in Konkurrenz zu den Ansprüchen des motorisierten Verkehrs. Das Ziel der Studie besteht darin, Grundanforderungen an die Gehwegdimensionierung bei verschiedenen städtebaulichen Strukturen sowie zur Lage und Dimensionierung von Warteflächen empirisch zu bestimmen und daraus Empfehlungen abzuleiten. Modellrechnungen zur Bestimmung des Level-of-Service der Fortbewegung zu Fuß sind hierfür nur bedingt geeignet, weil sie z.B. die Überlagerung von Fortbewegung und verschiedenen Aufenthaltsnutzungen nicht genau abbilden können. Die Analysen werden von den Autoren in den Zusammenhang mit den Empfehlungen für Anlagen des Fußgängerverkehrs (EFA) und des Handbuchs zur Bemessung von Straßen (HBS) gestellt.
Die Untersuchung basiert auf einer Auswertung von Fachliteratur und eigenen Zählungen und Verhaltensbeobachtungen (mit Video) in verschiedenen deutschen Dörfern, Klein-, Mittel- und Großstädten (u.a. Hannover, Köln, Leipzig, Berlin).
Auf allen untersuchten Gehwegabschnitten sind 60% der Personen allein, 32% in Paaren und 8% in Gruppen unterwegs. Rund jede zweite Person (54%) ist ohne Gegenstände, 38% sind mit einer Tasche und die übrigen Fußgänger mit einem Gefährt, Stock oder Gepäckstück unterwegs.
Die Fußverkehrsstärke (Fußgänger pro Std.) hängt eng (lineare Korrelation r = 0,79) mit dem Einzelhandelsanteil der untersuchten Abschnitte und etwas schwächer mit der städtebaulichen Dichte (r = 0,56) zusammen.
Gehlinien ungestört gehender Fußgänger liegen zur Bebauung, zu Geschäftsauslagen, parkenden Kfz oder Einbauten zumeist in über 0,5 m Distanz, wie die Beobachtungen zeigen. Bei vorhandenen Gehwegbreiten von 1,0 bzw. 1,5 m können diese Distanzbereiche nicht bzw. nur stark eingeschränkt eingehalten werden. Von 1,0 m breiten Gehwegen weichen Fußgänger regelmäßig, von 1,5 m breiten Gehwegen häufig auf angrenzende Flächen - z.B. die Fahrbahn - aus. Im Falle von Geschäftsnutzungen weisen Gehwege mit vorhandenen Breiten von bis zu 2,5 m häufige und starke Störungen der Fortbewegung auf, erst ab 4,0 m breiten Gehwegen sind Störungen in diesen Gebieten selten.
In die Bestimmung der Grundbreiten von Gehwegen werden der Fortbewegungsbereich, Sicherheitsraum und im Falle von Abschnitten mit Einzelhandel Raum für Aufenthalt sowie Auslagen einbezogen. Empfohlene Grundbreiten sind:
In diesen Gebieten sollen an ÖV-Haltestellen Gehwege in Abhängigkeit von der Anzahl wartender Personen aufgeweitet werden. Auf Warteflächen akzeptieren die Wartenden Dichten von bis zu 1,5 Pers./m2.
Der Bericht zeichnet sich durch eine enorme Detailfülle aus. Er enthält differenzierte Einzelergebnisse der Zählungen und Verhaltensbeobachtungen für die anhand der städtebaulichen Struktur und Nutzung abgegrenzten Untersuchungsräume. Dies ist für einen Ergebnistransfer auf Gebiete gleicher Struktur in anderen Städten hilfreich. Die Studie ist damit eine ergiebige Quelle für die städtebauliche Planung. Allerdings erschwert die stark empirische Darstellung die Lesbarkeit. Zu wünschen wäre dem „schnellen“ Leser eine übersichtliche Zusammenfassung der Empfehlungen.
Flächenansprüche von Fußgängern. (= Berichte der Bast, Heft V 71). Bergisch Gladbach, November 1999
Dankmar Alrutz, Wolfgang Bohle et al.
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Erstveröffentlichung dieses Beitrages im InformationsDienstVerkehr IDV, März 2001. Der Kritische Literaturdienst Fußverkehr Krit.Lit.Fuss erscheint seit 1992 als Beilage des InformationsDienstes Verkehr IDV und nach der Namensumbenennung ab dem Jahr 2002 vierteljährlich in der mobilogisch! Zeitschrift für Ökologie, Politik & Bewegung.
Autor dieser Ausgabe: Helmut Schad.
Herausgeber: FUSS e.V. Fachverband Fußverkehr Deutschland, Exerzierstraße 20, 13357 Berlin, Tel. 030/492 74 73, Fax 030/492 79 72, eMail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!, www.fuss-eV.de
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