Rezension aus der mobilogisch! Zeitschrift für Ökologie, Politik & Bewegung, Ausgabe 67/2011
Fussverkehr Schweiz erarbeitet Informationsblätter und Broschüren für die verschiedenen Akteure, die sich mit dem Zufußgehen von Seiten der Politik, der Planung und der Verbände professionell beschäftigen. Als Mitgliederverband kommen seine Informationsmaterialien aber auch den Zufußgehenden selbst zugute. Eine eigene Informationsbroschüre wendet sich an alte Menschen, Angehörige, Betreuungspersonen und Fahrzeuglenkende. Die Broschüre setzt sich mit den verschiedenen Aspekten der Mobilität im hohen Alter auseinander und gibt auf dieser Basis Empfehlungen zum Verhalten ab, die sich an ältere Fußgängerinnen und Fußgänger sowie an Fahrzeuglenkende richtet.
Damit soll das verkehrsrelevante Wissen in diesen Personengruppen verbessert und ein Beitrag zur Verkehrssicherheit im Alter geleistet werden. Die Broschüre macht nur knappe Aussagen zu einzelnen Verkehrsinfrastrukturen. Die Erarbeitung wurde fachlich von mehreren Stellen begleitet: unter anderem von der Schweizer Beratungsstelle für Unfallverhütung, dem Verband Heime Schweiz, dem Verein Altavita und der Stadt Zürich.
Hervorgehoben wird, dass das Zufußgehen für die Autonomie, Lebensqualität und Lebenslust im Alter besonders wichtig ist. Zudem dient es der Gesundheit im Alter, denn es beugt den häufigsten chronischen Erkrankungen vor und lindert bei bereits erkrankten Menschen die Beschwerden. Auch der altersbedingte Muskelabbau wird reduziert, was Stürzen vorbeugt.
Die Zahl der getöteten und schwer verletzten Seniorinnen und Senioren ist in der Schweiz im Vergleich zu jüngeren Altersklassen sehr hoch: Bei über 80jährigen liegt das Risiko um das achtfache über dem der 40- bis 64jährigen.
Alte Menschen sollen den Altersprozess bewusst wahrnehmen und sich auf typisch vorkommende Beeinträchtigungen einstellen: vermindertes Hörvermögen, Abnahme der Sehfähigkeit, langsame Informationsverarbeitung, abnehmende Beweglichkeit, die Wirkung von Medikamenten sowie die Demenz als eine krankhafte Form der Abnahme des Denkvermögens.
Die Empfehlungen zur Verkehrsteilnahme als Fußgängerinnen und Fußgänger gehen von diesen Beeinträchtigungen aus und geben Tipps, wie man damit umgehen sollte. Zum Beispiel wird empfohlen, die Beweglichkeit mit täglichen Spaziergängen oder gymnastischen Übungen zu erhalten. Auch sollten Gewohnheiten in Bezug auf risikobehaftetes früheres Verhalten überprüft werden. Zu einer guten Vorbereitung wird das Tragen heller Kleidung und/oder Reflektoren sowie angepasster Schuhe gezählt.
Recht breiten Raum nehmen Aussagen zur Querung an Fußgängerüberwegen ein. Hier soll die Querungsabsicht mit einer klaren Körperhaltung signalisiert werden, auch ein Handzeichen wird empfohlen. Insgesamt werden hier viele Empfehlungen abgegeben, die zur Vorsicht mahnen: so zum Beispiel das Achten auf mögliches Fehlverhalten von abbiegenden Autofahrern auf Fußgängerfurten. Bei Fehlen von Fußgängerüberwegen wird geraten, nur dort zu queren, wo mehr als 50 Meter Sicht auf die Fahrbahn in beiden Richtungen besteht.
Fahrzeuglenkenden, auch Radfahrern, werden Ratschläge in Bezug auf Rücksicht und Geduld gegenüber alten Menschen gegeben. Auf die häufigste Unfallursache, Kollisionen am Fußgängerüberweg, wird hingewiesen. Auch wird angeraten, auf die von links kommenden Fußgängerinnen und Fußgänger besonders acht zu geben. Denn mehr als die Hälfte aller Getöteten wird in der Straßenmitte oder auf der zweiten Fahrbahnhälfte angefahren, weil sie sich oft im toten Winkel zwischen Frontscheibe und Seitenscheibe bewegen.
Für alle wichtigen Wege werden sichere Querungsmöglichkeiten mit Mittelinsel und abgesenkten Randsteinen gefordert. Betreuungspersonen und Verantwortliche in Heimen werden aufgefordert, Schwachstellen im Netz den Verantwortlichen in den Gemeinden zu melden.
Der Text ist einfach und klar verständlich, die einbezogenen Fotos überwiegend aussagekräftig. Mit einer Auflage der Broschüre und einem dazu gehörigen Faltblatt von 305.000 Exemplaren ist eine grosse Verbreitung möglich. Ein Grußwort des Kabarettisten Emil rundet die gelungene Broschüre ab und dürfte die Akzeptanz in der Zielgruppe noch erhöhen.
Zu Fuss im Hohen Alter. Sicher im Strassenverkehr. 31 S., Zürich 2010
Niedermann, Enrique; Thomas, Christian und Schweizer, Thomas
Bezug: www.fussverkehr.ch, Fussverkehr Schweiz, Klosbachstrasse 48, 8032 Zürich, Tel. 0041 43 488 40 30. Preis: gratis
Erstveröffentlichung in der mobilogisch! Zeitschrift für Ökologie, Politik & Bewegung, Mai 2011. Der Kritische Literaturdienst Fußverkehr Krit.Lit.Fuss erscheint seit 1992 als Beilage des InformationsDienstes Verkehr IDV und nach der Namensumbenennung ab dem Jahr 2002 vierteljährlich in der mobilogisch! Zeitschrift für Ökologie, Politik & Bewegung.
Autor dieser Ausgabe: Helmut Schad.
Herausgeber: FUSS e.V. Fachverband Fußverkehr Deutschland, Exerzierstraße 20, 13357 Berlin, Tel. 030/492 74 73, Fax 030/492 79 72, eMail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!, www.fuss-eV.de
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